Everesting oder 2 Rindviecher am KÜH-Tai (Stausee)

Bericht Winter Johannes

„Kurze“ Einleitung: anscheinend ist die Sache mit Herausforderungen so: sucht jemand hierfür einen Mitstreiter, ich bin mit hoher Wahrscheinlichkeit dabei, andersrum sind das idR Soloerlebnisse. Mathematisch betrachtet, Mengenlehre. Kollege X sucht Mitstreiter für eine Aktivität y, so ist die Anzahl der Teilnehmer y = n+1, wobei +1 für meine Wenigkeit steht. Andersrum suche ich jemanden für was, sieht die Gleichung so aus: y=0! Ich würde es als MengenLEERE bezeichnen 😁
2 Bsp dazu:
Zu a) 2011 kam ein Freund zu mir „…machn ma an Fallschirmspringerschein…“. War eigendlich nie Teil meiner To Do Liste, aber siehe oben… Die Moral von der Geschichte, mein 3. Sprung wurde von R. Kellys Hit „I believe I can Fly“ zum Refrain „Falling feels like flying, ‚till you hit the ground“ (weiß jetzt nicht von welcher Rockband sorry). Da Rock gleich Heavy Metal, und der Fallschirm nicht ganz auf ging, wurde das komplett kaputte, linke Sprunggelenk mit einer Titanplatte zusammengeflickt.
Zu b) ich habe schon aufgegeben für die 24h ÖM (2er), RAA (2er) 24h von Finale, meine CO2 neutralen Motorradtouren etc einen Mitstreiter zu suchen – sollte doch wer Interesse haben, ich möchte demnächst den Glockner von daheim über Brenner, Sterzing, Lienz aus fahren, RAA findet heuer statt (Urlaub in Ö kann doch auch was 😜), einfach melden, ich bin dabei. Der Gesetzmäßigkeit kanns auch als eure Idee verkauft werden.

So auch diesmal, Frederic, suchte einen Mitstreiter für Everesting, und bei Frederic gehts nicht darum ob schaffen oder nicht, der sucht eine Challenge in der Challenge (Brevet, Goisern 200er erfahren…). Ich halte eigentlich von so sozialen Experimenten wie der Ice Bucket Challenge, Kühe erschrecken oder eben Everesting nix, bin eher der Typ man muss die Herausforderungen feiern wie sie kommen, mein Internet ergibt sich da ziemlich spontan. Wäre ein geeigneter Titel für meine Memoiren.
Frederic ist in so Situationen ein Macher und keiner was zuerst groß redet.
So war ich eher begeistert davon einen RICHTIGEN Berg (Ende Kematen bis zum höchsten asphaltierten Punkt am Kühtai sinds ca 1700hm pro Auffahrt) so oft wie möglich zu fahren als in irgend einer Liste zu stehen. Ich weiß noch nicht mal wo ich mich anmelden müsste, seit Gaymon, Buchmann weiß ich nur, man muss denselben Anstieg immer wieder fahren, und wenns eine Brücke ist. Frederic ist soweit top organisiert, weiß die Anzahl Auffahrten – nach oben hin offen, ist ja nicht verboten -, und hats in irgend einen Kalkulator eingegeben, der spuckte 5x für sein Everesting aus und ER wäre safe.
Freitag noch Details besprochen, Abfahrt 7 Uhr und nur 1 Auffahrt im Regen, krank sein ist so uncool wie unsere Politik.

Runde 1: Warm Up, vergesse gleich mal die Uhr zu starten 🤦, super Voraussetzungen, jetzt fehlen (laut Differenz zu dem Zeitpunkt zwischen Frederic und mir ca 120hm). Darum auch in der Karte die Gerade beim Anfang). Wetter noch angenehm kühl, Straßen noch feucht und etwas verschmutzt vom nächtlichen Regen. Am steilsten Anstieg hat sich mein erster Gang verabschiedet, so musste ich ab jetzt mit minimal 38-30 auskommen (oder was ist beim 32 der kleinste Gang?) Nach dem Kühtai eine Mure über die Straße und ich frage mich ob das echt sein muss, der Tunnel weiter oben, machte es auch nicht besser. Oben am Kühtai macht sich Kollege Pernsteiner auf zum Training Richtung Innsbruck.
Aufstiegszeit 1:45, in Summe inkl Pausen, Abfahrt ca 2:40
Bergab von einem Motorrad ausgebremst, wtf

Runde 2: es beginnt grausam warm zu werden, wird wohl ein Scheiss Tag, bergauf mal eine richtig scheiß Auseinandersetzung mit einem Autofahrer, der blieb stehn. Einfach sofort verbal drüber gefahren… Liebe Leute lernt die STVO, und durch hupen (was juristisch Kategorie Nötigung ist) bewegt man mich schon gleich 2x nicht. Das halbe Bora Team kommt uns entgegen, freundlich grüßend, insbesondere Patrick Konrad, fast schon provokant 😉
Bergab diesmal ein Auto als Handicap, Verkehr wurde merklich mehr, die Welt ist munter #gebtmirberge
Aufstiegszeit 1:45, Summe 2:40

Runde 3: Ich ziehe mir vorm Losfahren das Unterleiberl aus, wird immer wärmer. In unseren heiteren Runde scheint es merklich ruhiger zu werden. MP3 Player rein und zum Allgemeinwohl bisserl mitsingen, bis mir ein paar Hunde durch jaulen auf ihre Art mitteilten, ich wäre talentfrei und soll die Schnauze halten. Das verstand sogar ich. Bei der Auffahrt zum Stausee ein Steirer Pärchen getroffen, die schoben ihr Rad und waren von uns begeistert.
Aufstiegszeit 1:48, Summe ca 2:50

Runde 4:
Wir beim Essen beim Auto, da taucht Frederics Dad (leidenschaflicher Randonee) auf, die Anteilnahme am geteilten Leid hat uns beide sehr gefreut. Er wollte uns begleiten. Ich fühlte mich richtig gut und drückte im Flachen bisserl an, Frederics Dad wollte uns oben wieder sehen. Bergauf hat uns der erste Radfahrer überholt, dem Trikot nach ein Ötzi Finisher.
Frederics Dad erwartete uns am Brunnen im Kühtai, mit leckeren Winforce Gels (geschmacklich einfach das Beste was es gibt). Die 2 Steirer waren mit ihren Rädern gerade wieder am Weg runter vom Stausee 😎
Kollege Pernsteiner mit dem Training fertig, wird sich denken, weit sind die 2 nicht gekommen 😆. Am Horizont von Westen her dunkelgrau. Bergab hat Frederics Dad mit uns gebolzt 👍
Trotz der langsamen Aufstiegszeit die gefühlt beste Runde, wurde wieder kühler und ich konnte auch nicht immer meinen Stiefel treten.
Aufstiegszeit: 1:50, Summe ca 2:50

Runde 5: Ja wir steuern direkt in eine Regenwand und nein, warum sollen wir die super tollen Regenklamotten aus dem Auto mitnehmen. Dort bleiben Neoprenhandschuhe, Überschuhe, Gabba Trikot sauber, warum nass und schmutzig machen, mein dünnes Gilet hat bis jetzt auch gereicht.
In Physik haben wir gelernt, dass ein Blitz bevorzugt am höchstmöglichen, elektrisch leitenden Punkt einschlägt. Musste ich mir wenig Sorgen machen, ein mit Vakuum befüllter und von Styropor geschützter Hohlkörper fällt in die Kategorie Isolator. Und Frederic ist einen halben Kopf größer als ich 😁 Vielleicht hätte in Unwetter Sport treiben Potential für eine Challenge, wäre wer dabei?
Auf 1500hm ein Gewitter, und die Straße wurde zum Sturzbach. Der Bus wird uns auch nicht mitnehmen, dem versaun wir nur die Sitze. Samstag Abend will der den nicht mehr putzen. 10min später Regen wird „normal“, weiter gehts 👍
Kühtai Regen wird zu nieseln, go go go. Wir machten sogar einen kleinen Bergsprint die letzten Meter 🤣 zum Stausee, Fotofinish!!!! Ergebnis ausstehend. Oben dann, geil da hat einer ein Feuerwerk extra für uns arangiert… Ähm nein, Mutter Naturs Zeichen, für „Jungs schön für euch, aber ihr seit gerade zur falschen Zeit am richtig falschen Ort“.
Die Abfahrt war kurz gesagt, die Eishölle: Sturm, Regen 1700hm kaum bewegen aus maximal 35°C wurden 6°C, und das in kurz kurz. Ohne jetzt zu übertreiben: ich zitterte phasenweise so stark, dass ich Frederic voraus schickte, weil ich Angst hatte durchs zittern zu stürzen, durchs Zähne klappern taten mir rechts die Backenzähne weh, mein linkes Knie begann durchs nicht bewegen, auskühlen und angewinkelt sein richtig grausam zu schmerzen, und ich musste auf meine erfrorenen Finger schaun um zu wissen ob ich überhaupt noch halbwegs den STI griff und nicht abschlüpfte. Das einzige Gefühl war ein verkrampftes Stechen… und entweder glaubts mir wer oder er kann gern den Frederic fragen wie ich mich beim Auto fühlte. Die 50min täte ich gerne aus meinem Radfahrertagebuch streichen.
Laut Garmin und meinen Berechnungen nach wars zu wenig führ ihn, er konnte anscheinend damit gut leben, würde es aber überprüfen – Ergebnis ausständig. Leider mussten wir aufs Gipfelfoto verzichten, den Kühen rochen wir zu streng…
Aufstieg: 2:05, Abfahrt 13min längsamer als sonst, durch die gesparte Pause und die 10min Standzeit was sonst beim Auto wären am Gipfel ca selbe Zeit: 2:50 (werds später korrigieren muss mich fertig machen fürs wandern)

In Summe 5 lässige Auffahrten, 4 lässige Abfahrten, und eine qualvolle Erfahrung reicher, und sicher nicht das letzte Abenteuer mit Frederic, sofern ihn noch seine Family lässt. Und zum Glück nicht krank 💪

Und jetzt nochmal zu den Hard Facts: Everesting besagt 8848m denselben Anstieg etc. Und siehe oben, addiere großzügig 120hm dazu oder auch nicht und der Wert ist immer noch kleiner. Somit gilt, NEIN, ich habe es nicht geschafft, und nein ich kann nicht sagen hätt i wär i tat i kunnt i… das Leben ist nicht die Börse wo teils erfolglos spekuliert wird. Was aber zählt, ich/wir bin/sind 5x die Strecke Kematen – Kühtai Stausee (eigentlich Holzhütte) rauf gefahren. Why aiming for the sky when you can reach for the stars. Finde das eigentlich wesentlich cooler. Unser Spaß wurde mal wieder nur vom ZAMG versaut. Warum müssen die recht behalten???
Somit gilt wie für mich asozialen Honk anfangs geschildert mit Beendigung und speichern habe ich eine weitere coole Tour ad acta gelegt.
Sollte Frederic nochmal sowas vor haben, gilt wie üblich y=n+1 😎 freu mich schon

Lieber Leser, solltest du es echt bis hier geschafft haben, dann hast du jetzt mindestens genauso gelitten wie ich bei der letzten Abfahrt. Ich wünsche dir einen ganz schönen Sonntag und hoffe die 5min deines Lebens bekommst du auf andere Weise wieder zurück, Grünphase bei Ampeln, guter Windschatten…
Werde heute mit meinem Bruder und einem Freund wandern im Rofan gehn, nachdem ich ihnen versprochen habe, dass ganz sicher ich der limitierende Faktor bin – tippt mal eine Whatsapp mit gekreuzten Fingern 😜🤞
Meine Body Battery nach 4h schlafen war heut morgen auf 14 (100 wär ideal), der Sleep Score 0, daneben steht „Schlecht“ und darunter „Kein Feedback“ der Ruhepuls hatte den niedrigsten Wert von 48 (sonst nach einer längeren Ausfahrt <40). Man muss sich manchmal einfach auf sein Bauchgefühl verlassen… perfekte Voraussetzungen für Sonntagssport

Johannes

Frederic

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*